ARS ANTIQUA AUSTRIA - MUSICA CAESAREA
im Rahmen der Serie "Die Tropen in Bayern"
Veranstaltungsort:
Hl. Geist Kirche Passau, Hl.-Geistgasse 8, 94032 Passau
Einlass: 19:00 Uhr
Konzert: 19:30 Uhr
MUSICA CAESAREA Francesco Conti - Cantate del AmoreAls erster Theorbist, Vizekapellmeister und Hofkomponist der kaiserlichen Hofkapelle war Conti einer der produktivsten und einflussreichsten Musiker in Wien. In der Kaiserstadt hatte sich einen eigenen Imperialstil entwickelt, der durch J.J.Fux gekrönt, gleichzeitig mit den Meistern Conti und Caldara geadelt wurde. Contis besondere Begabung für heitere, galante und einfühlsame Melodien erlaubten es ihm, im sonst eher strengen Hofleben außergewöhnliche Kammerkantaten in einem sehr persönlichen Stil zu gestalten. Er war mit insgesamt drei Primadonnen verheiratet und schrieb ihnen die Musik offenbar als Ausdruck seiner Liebe in die Gurgel. Farbige Instrumentationen und solistische Verwendung der Theorbe sind seine weiteren Stärken!Francesco Bartolomeo Conti (1681- 1732)„Con più luci di candori“ Cantata a voce sola, Chalumeaux, violino, leuto e b.c.Gottlieb Muffat (1690 bis 1770):Toccata Teritia in a - Capriccio Tertio in a MollFrancesco Bartolomeo Conti (1681- 1732)„Ride il prato“ Cantata a voce sola, flauto, violino, leuto e b.c.—-Franz Anton Hugl (1706 bis 1745):aus Hartmanns Orgelbuch (Passau 1733)Prelude sexti Toni - Fuga (Rondofuge) ex BFrancesco Bartolomeo Conti (1681- 1732)„Vaghi augeletti“ Cantata a voce sola, chalumeaux, violino, leuto, b.c.
Bei einem Studienaufenthalt in der Ö. Nationalbibliothek waren mir bereits in den 90-er Jahren Kompositionen von F.B. Conti ins Auge gefallen. Besonders die Verwendung der Blockflöte für die Instrumentierung von Gesangsarien schien mir für diese Periode am Wiener Kaiserhof bemerkenswert. Bei der Überfülle interessanter Werke des Barock in der Sammlung der Nationalbibliothek war ich aber damals der Spur nicht weitergegangen. Das Ensemble ARS ANTIQUA AUSTRIA versucht seit Jahren, den besonderen Klang wiederzubeleben, der die Musik in der Umgebung des Wiener Kaiserhofes auszeichnet. Wie konnte sich dieses besondere Klangbewußtsein entwickeln? Da war einerseits eine hohe Bereitschaft zu Klangexperimenten in der Spielweise der österreichischen Musiker. Davon ausgehend darf wohl die große Neugierde, mit der oft am Kaiserhof instrumentiert wurde, als wichtige Entwicklung in der österreichischen Barockmusik angesehen werden. Die musikalische Begabung der österreichischen Barockkaiser führte dazu, die hervorragendsten Künstlern verschiedener Nationen dem Kaiserhof Werke widmeten, daß Virtuosen aus ganz Europa persönlich in Wien konzertierten und daß die Kaiser die besten Musiker der Zeit für ihre Hofmusik zu engagieren trachteten. Dadurch entstand in Wien eine multikulturelle Szene, die zugegebenermaßen leicht italienlastig war.
Conti ist ein gutes Beispiel für diese Entwicklung.
Der in Florenz geborene Musiker wurde bereits mit 19 Jahren als Theorbist an den Kaiserhof verpflichtet. Als Virtuose wurde er bald in ganz Europa bekannt, mußt aber krankheitsbedingt seine Kariere als Instrumentalist beendigen. Komponierend startete er seine zweite Laufbahn. Er stieg dabei die Kariereleiter bis zum „Hofkompositor“ hinauf und war lange Zeit einer der meistgefragten Opernkomponisten in Wien.
Die Kantaten bestechen trotz oder gerade wegen der Einfachheit ihrer kompositorischen Anlage. Jede der drei Pastoralszenen ist in ein eigenes instrumentales Kolorit getaucht. Der Komponist fixiert gleichsam mit der Klangfarbe der verschiedenen Instrumente, bzw. mit deren Kombination, den Grundcharakter des ganzen Kantatentextes .
Die Sopranstimme korrespondiert mit ihren verschiedenen Ausdrucksmöglichkeiten mit teils ungewöhnlichen Instrumenten wie Chalumeau oder Flauto dolce, Violini sordini, Violini, Cembalo, Organo und natürlich auch Leuto.
Die Lautenstimme ist fast partiturmäßig eingesetzt und in eher ungewöhnlicher französischer Lautentabulatur notiert. Aus dieser Zeit sind im österreichischen Umfeld zahlreiche Lautenkonzerte mit kleiner Besetzung (meist nur eine Violine, Laute und Continuo) überliefert. In vielen dieser Kompositionen spielt die Violine beinahe wortwörtlich die Oberstimme der Laute mit. Ebenso geht die B.c.-Stimme mit den Bässen des Lautenparts einher. Lediglich die Verzierungen sind nahezu ausschließlich der Lautenstimme zugeordnet. Die überlieferte Aufführungspraxis spricht von der Möglichkeit der abwechslungsreichen Instrumentierung der Kompositionen: Laute solo; Laute und Continuo; Violine und Continuo; Laute, Violine und Continuo. Es ist sehr wahrscheinlich, daß man bei der Notierung der Conti-Kantaten auch an diese Aufführungspraxis gedacht hatte.
Conti war Theorbist. Wenn man annimmt, dass er sicherlich die Kantaten auch selbst musiziert und aufgeführt hat, muss man davon ausgehen, dass er dann den Lautenpart auf seiner Theorbe ausgeführt hat. Hubert Hoffmann hat eine solche Variante zurechtgelegt. Die in der Sammlung geforderten Leuti francesi sind der damaligen Mode dieser Instrumente geschuldet. Sie wurden in Adelskreisen am Wiener Hof gespielt. Contis Kantaten wurden wahrscheinlich im Rahmen der am Kaiserhof häufigen Adelsakademien (Akademie delle Dame) aufgeführt, bei denen Lauten in der neufranzösischen Stimmung Verwendung fanden.
Von der Singstimme verlangt Conti eine unendliche Bandbreite an Nuancen des Klanges, der Klangfarbe, der Artikulation und der Bewegungsfreiheit. Die Stimme schwankt zwischen einfachem Liedgesang und virtuosen Passagen. Sie korrespondiert mit den Instrumentalparts teils stimmgerecht, teils instrumentalgerecht. Sie schwingt sich bis in die höchsten Lagen empor und präsentiert dunkelste Klangfarben im tiefen Stimmregister.
Nie darf sich eine der Ausdruckskomponenten verselbständigen und sich in den Vordergrund rücken. Der musikalische Gesamtausdruck sollte stets naiv, fast unschuldig, schwärmerisch und verspielt sein in seiner Neigung, kleine Details des Textes aufzugreifen.
Es finden sich in den Texten eigentlich keine nachvollziehbaren Handlungen oder Erzählungen. Die Schönheit der Natur, die Liebe in unterschiedlichsten allegorischen Darstellungen, die Lebensfreude allgemein wird auf blumige Weise besungen. „ Blumig“, dieser Begriff drängt sich bei der Beschreibung der Pastoralszenen auf. Über dem ganzen Werk schweben die Düfte der Natur – der Blumen, des Waldes, der Wiesen, der Nacht, der aufgehenden Sonne……Die herrliche Welt der Liebenden ist von Düften durchtränkt, die von Conti in wunderbar einfache Musik gesetzt werden.
Eine solch rockockohafte Stimmung ist im Zusammenhang mit dem Musizierstil am Wiener Hof bemerkenswert. In der Hofmusikkapelle musizierte man sehr traditionsbewußt, der Geschmack des Kaisers war eher konservativ. Von den komponierenden Kaisern Leopold, Karl und Joseph ist ihre Vorliebe für die kontrapunktische Arbeit bekannt. Die meisten Komponisten haben sich in ihrem Stil darauf eingestellt (Caldara, Fux). Dementsprechend ernst, feierlich, erhaben in ihrer kontrapunktischen Durchflochtenheit geben sich viele Werke. Vergessen sollte man aber nicht die Neigung gerader dieser Kaiser für herablassende Gesellschaftsspiele (z.B. den „Wirtschaften“), bei denen fast bäuerliche Melodien gespielt wurden. Auch das Interesse des Hofes für die unterschiedlichen Kulturkreise ihres Herrschaftgebiets ist bekannt. Zahlreiche „Nationaltänze“ in Balleteinlagen zu den Opernaufführungen geben davon Zeugnis.
Contis Kantaten lassen das frühzeitige Interesse des Kaiserhauses an pastoralartigen Szenen erkennen. Sie bestätigen die offene Grundhaltung der Kulturszene in Österreich und bezeugen den Gesamteindruck des kulturellen Schmelztiegels Wien im barocken Europa. Eine Voraussetzung, die die Entwicklungen hin zur Wiener Klassik vorbereitete und letztendlich erst ermöglichte.
Gottlieb Muffat ist in Passau geboren und wurde danach in Wien zu einem gefeierten Organisten und Komponisten für Tasteninstrumente.
Franz Anton Hugl kam als fertiger Organist nach Passau, wurde hier Domorganist und Vizekapellmeister. Er beeinflusste sicher die Orgelszene im Land ob der Enns. Von ihm sind 58 Orgelwerke erhalten.
Gunar Letzbor
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Maria LadurnerIn der Saison 2020/21 ist Maria Ladurner am Staatstheater Nürnberg als Idaspe in Vivaldis Il Bajazet und als Vespetta in Telemanns Pimpinone Gast. Zudem sind Konzerte mit Ensembles wie Ars Antiqua Austria, dem Orfeo Barockorchester und Recreation Barock geplant, in Zusammenarbeit mit Michi Gaigg, Wolfgang Katschner, Gunar Letzbor, und Jordi Savall im Konzerthaus Wien, dem Brucknerhaus Linz und im Rahmen der Musikfestspiele Potsdam Sanssouci, der Styriarte und der Donaufestwochen im Strudengau. Marias CD „Arias for the Emperor“ erschien am 7. Mai 2021 beim Label Pan Classics. Maria Ladurner gab bereits im Alter von 19 Jahren ihr Bühnendebut als Barbarina (Le Nozze di Figaro) am Teatro sociale in Trento sowie bei den Tiroler Festspielen Erl. Engagements als Papagena (Die Zauberflöte), Hodel (Anatevka), Gabrielle (La vie parisienne), Pastore (Tosca) u.a. führten sie an die Oper Bonn, das Theater Aachen, die Neue Oper Wien, das Theater an der Rott, sowie zu den Tiroler Festspielen Erl, den Seefestspielen Mörbisch und zum Operettensommer Kufstein. Marias Leidenschaft ist die Alte Musik. Konzerte mit Ensembles wie Ars Antiqua Austria, Ensemble 1700, Finnish Baroque Orchestra oder der Salzburger Hofmusik sind in ihrer Agenda zu finden. Die Zusammenarbeit mit hochkarätigen Musikerinnen und Musikern wie Dorothee Oberlinger, Alfredo Bernardini, Gunar Letzbor, Florian Birsak, oder Wolfgang Brunner bereichern ihre Karriere. Im Sommer 2019 war sie als Venere in Giovanni Bononcinis Oper Polifemo bei den Musikfestspielen Potsdam Sanssouci und im Markgräflichen Opernhaus Bayreuth zu Gast. Auch beim Festival Styriarte und den Resonanzen im Wiener Konzerthaus war Maria bereits zu erleben. Beim Biber-Wettbewerb 2019 gewann Maria den H.I.F. Biber-Preis, sowie den Note 1 GmbH und Fiori Musical Sonderpreis. Mit ihrem Ensemble Mozaïque gewann sie 2020 den ersten Preis sowie den Publikumspreis der Musikakademie Rheinsberg. Mozaïque darf daher in der Saison 2020 den Titel “Rheinsberger Hofkapelle” tragen. Maria Ladurner absolvierte den Vorbereitungslehrgang für Gesang am Mozarteum Salzburg bei Barbara Bonney, ehe sie an der Universität für Musik und darstellende Kunst ihren Bachelor in Konzertfach Gesang bei KS Edith Lienbacher abschloss. Im Masterlehrgang Barockgesang am Mozarteum Salzburg studiert sie bei Ulrike Hofbauer und Andreas Scholl.
Termine:
- Fr, 19.11.21
19:30 Uhr
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Restkarten können telefonisch angefragt werden unter:
+48 851 21 24 64 10