ARS ANTIQUA AUSTRIA - KLANG DER KULTUREN

Veranstaltungsort:
Hl. Geist Kirche Passau, Hl.-Geistgasse 8, 94032 Passau
Einlass: 19:00 Uhr
Konzert: 19:30 Uhr

Amandus contra Amadeus
Im Stift Lambach finden sich mehrere Kammermusikwerke des Komponisten Amandus Ivanschiz. Bei näherer Betrachtung entpuppen sich diese als Meisterwerke und musikalische Kleinodien, die es verdienen auch nach 300 Jahren noch gehört und bewundert zu werden. Einen Vergleich mit ähnlichen Werken von Amadeus Mozart brauchen sie nicht zu scheuen. Auch im benachbarten Stift Kremsmünster warten mehrere Kompositionen des kroatischen Meisters auf ihre Entdeckung.
Die Kulturlandschaft ob der Enns wurde stark durch das kulturelle Leben der Stifte beeinflusst. Vorbeireisende Musiker wurden von einem Stift zum anderen gereicht. Manchmal schaffte es einer, in die Stiftmusiken aufgenommen zu werden, wenn zufällig gerade eine Stelle vakant geworden war. Ivanschiz dürfte als Paulinermönch kein Interesse an einer solchen Anstellung gehabt haben.Glücklicherweise hinterließ er bei seinen Durchreisen offensichtlich mehrere Geschenke in den Klöstern - Kammermusik vom Feinsten!

PROGRAMM

Amandus Ivanschiz  

Divertimento in C-Dur für Violine, Viola und Violoncello 9,10`

                                     Adagio, Menuetto –Trio, Finale: Allegro

Sinfonia in A Dur für Violine 1, Violine 2, Basso 8,30`

                                Andantino, Menuet, Finale

Sonata a 3 in B: Violino, Viola obligato e Basso 12,20`

Adagio, Menuetto-Trio-Menuetto,

oderAmadeus Mozart

Trio in F Dur für Violino, Viola obligato e Basso 12,20`

                                        Adagio, Menuetto-Trio-Menuetto

PauseAmandus Ivanschiz 

Concertino in Es :  Violino Alto Viola, Basso 12,30`

                                     Largetto, Menuet-Trio-Menuet, Allegro

 Sinfonia in D a 4 Stromenti: Violino 1, Violino 2, Viola obligato e Basso 13`

Entrada/Allegro, Menuetto-Trio-Menuetto, Andante, “Il Fabro ferraro”/Allegro

 Amandus Ivanschiz wurde als Matthias Leopold Ivanschiz am 24. Dezember 1727 in Wiener Neustadt getauft. Sein Vater stammte aus Baumgarten im heutigen Burgenland. Hier trafen sich in Folge der Türkengefahr Menschen aus Ungarn, Kroatien und Slowenien und natürlich auch aus Österreich. Das erklärt nachvollziehbar die unterschiedlichsten Schreibweisen seines Familiennamens. In den Taufbüchern der Gegend finden sich zwischen 1675 und 1701 mehr als 100 verschiedenen Schreibweisen dieses Namens. Schon im Alter von 15 Jahren 1742 entschloss sich Matthias in den Paulinerorden einzutreten. Er nahm den Namen Amandus an. Sein Novizenjahr verbrachte Amandus im niederösterreichischen Kloster Ranna. Am 24. Dezember 1743 verfasste er sein Testament, ein üblicher Vorgang vor einem fixen Eintritt ins Kloster. Am 25. Dezember legte Amandus die Gelübte ab und wurde dann nach Maria Trost und Wiener Neustadt zum Priesterstudium geschickt. 1750 betraute man ihn mit der Einweihung der neuen Orgel im Dom. In diesem Jahr wurde Ivanschiz auch zum Priester geweiht, im selben Jahr präsentierte er dort auch seine erste Messkomposition im Alter von 23 Jahren. Seine musikalische Ausbildung und das Erlernen des Orgelspiels dürfte er bei den Zisterziensern in seiner Heimatstadt erhalten haben. Mehrere komponierende Priester lebten zu dieser Zeit in Wiener Neustadt (darunter Benedikt Klima und Michael Klaus). Sie dürften den jungen Mann gefördert haben und ihm Vorbild gewesen sein. Im Archiv der Zisterzienser dieser Zeit finden sich weiters Kompositionen von G.Ch.Wagenseil, G.Reutter Jr., F.Tuma, oder auch J.B.Vanhal.

Warum Amandus schlussendlich ins Paulinerkloster eingetreten ist, erklärt vielleicht der Umstand, dass es in der Heimatstadt seines Vaters Baumgarten ein Paulinerkloster gab. Vielleicht waren sogar Verwandte des Komponisten einst Angehörige des Paulinerordens. Auch in Wiener Neustadt waren die Pauliner sehr prominent aufgestellt. Ihre Kirche befand sich nahe der Burg des Kaisers, sie diente lange als Hofkirche. 1743 waren in der Burg allerdings 1400 französische Soldaten untergebracht, nachdem sie bei Prag gefangengenommen worden waren. Diese Ausnahmesituation war sicherlich ein einschneidendes Erlebnis für den jungen Amandus. Erst 1751 wurde die Burg wieder aufgewertet. Kaiserin Maria Theresia gründete dort die erste Militärakademie der Welt. In diesem Jahr wurde Amandus vom Orden als Sekretär nach Rom entsandt. Dort blieb er bis 1754. Leider sind Nachrichten aus dieser Zeit verschollen. Ivanschiz hatte aber sicher reichlich Möglichkeiten, die neuesten musikalischen Richtungen in der Papststadt kennen zu lernen. Nach seiner Rückkehr ins Stammkloster Wiener Neustadt wurde er bald wieder nach Maria Trost abkommandiert. In der Steiermark entwickelt er auch rege kompositorische Tätigkeit. 1758 ist die Bezahlung eines Honorars für 5 Litaneien und eine religiöse Kantate bezeugt. Sein Ableben in Maria Trost ist mit dem jähr 1758 beurkundet. Leider sind viele Dokumente aus seiner Zeit in Maria Trost verloren gegangen. 1786 wurde der Orden aufgelöst. In den Wirren danach sind viele Dokumente verschwunden. Erstaunlich ist das umfangreiche Oeuvre des Meisters, der im jungen Alter von 31 Jahren bereits von dieser Welt abberufen wurde. Hier ähneln sich die Biografien von Amandus Ivanschiz und Amadeus Mozart, der immerhin das Alter von 35 jähren erreichen durfte.

Zwei Jahre vor Amandus Ableben in Maria Trost wird Amadeus in Salzburg geboren. Von Ivanschiz sind derzeit mindestens 50 große religiöse Kompositionen erhalten (Messen, Litaneien, Oratorien, Vespern…) An Instrumentalmusik haben sich mehr als 30 Kompositionen erhalten (Symphonien, Trios, Quartette …) Insgesamt finden sich in Zentral- und Osteuropa mehr als 300 Abschriften seiner Werke. Sein moderner Stil und seine große kompositorische Meisterschaft erklären wohl die große Verbreitung seiner Musik. Allein im Land ob der Enns finden sich zahlreiche Abschriften in diversen Klöstern. Ivanschiz könnte somit auch ein Vorbild für die Entwicklung des jungen Mozart gewesen sein. Am 12. September 1767 ist der erste Aufenthalt von Amadeus im Stift bezeugt, danach wissen wir noch von drei weiteren Aufenthalten. Im Stift Lambach hatte und hat die Musik eben bis heute einen hohen Stellenwert.

Termine:

  • Fr, 04.03.22 19:30 Uhr

    Leider steht das Konzert nicht / nicht mehr zur Online-Reservierung zur Verfügung.
    Restkarten können telefonisch angefragt werden unter:
    +48 851 21 24 64 10

Eintritt:

Einzelkarte 29,- / Jugendkarte 9,-
 - Cafe Museum Passau

Line-Up:

ARS ANTIQUA AUSTRIA, Leitung: Gunar Letzbor

Gunar Letzbor – Violine
Nina Pohn - Violine
Markus Miesenberger – Viola
Jan Krigovsky – Violone 8’

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